Öffentliche Probe mit Johann Mösenbichler – ein inspirierendes Erlebnis für die steirische Blasmusikszene

Im Rahmen der LJBO Akademie fand erstmalig eine öffentliche Probe mit dem Generalmusikdirektor Prof. Johann Mösenbichler statt, einem international renommierten Gastdirigenten. Am 3. September 2025 leitete er eine öffentliche Probe im Hugo-Wolf-Saal in Leibnitz. Der seit vielen Jahren das Polizeiorchester Bayern führende und weltweit als Gastdirigent tätige Maestro gewährte dabei wertvolle Einblicke in seine künstlerische Arbeit.
Rund 60 Dirigent*innen aus der gesamten Steiermark nutzten die Gelegenheit, dem Maestro über die Schulter zu schauen. Schon zu Beginn wurde deutlich: Mösenbichler geht es nicht nur um präzise Technik und sauberes Notenbild, sondern vor allem um die künstlerische Dimension der Musik – um Energie, Ausdruckskraft und Sensibilität im Klang. „Damit Musik ihre volle Wirkung entfalten kann, gilt es, ihre Merkmale genau herauszuarbeiten“, gewährte er schon zu Beginn Einblicke in seine Denk- und Arbeitsweise.
Die professionelle Vorarbeit der Dozent*innen, die ihren persönlichen Zugang zum Werk mit den jungen Musiker*innen geteilt hatten, zeigte schnell Wirkung: In der Tuttiprobe konnte Mösenbichler nahtlos anknüpfen und die Register zu einem homogenen, kraftvollen Gesamtklang vereinen. Die Nachwuchskünstler*innen folgten aufmerksam seinen Anweisungen, setzten diese unmittelbar um und erlebten so eindrucksvoll, wie aus Noten lebendige Musik wird.
Besonders prägnant waren die bildhaften Anleitungen des Maestros: „Marcato mit Luft spielen – nicht mit der Zunge“, „Die Sensibilität der Musik muss spürbar sein“ oder „Musik braucht Raum! Lass den Raum Partner deiner Musik werden.“ Diese Zitate verdeutlichten eindrucksvoll, dass Musik weit mehr ist als handwerkliches Können – sie lebt von künstlerischer Freiheit, Empathie und der Fähigkeit, Zuhörer*innen emotional zu erreichen.
Am Ende der Tuttiprobe ließ Mösenbichler die Musiker*innen registerweise aufstehen, um den Applaus der Zuhörer*innen persönlich entgegenzunehmen. Selbst dabei gab er noch wertschätzende Hinweise – etwa, sich beim Applaus dem Publikum zuzuwenden. Solche kleinen Details sind eine großartige Unterstützung für die jungen Musiker*innen: Gerade für die Jüngeren ist es oft eine Herausforderung, Applaus bewusst anzunehmen. Gleichzeitig ist dies eine professionelle Vorbereitung auf den Konzertnachmittag am Freitag. Nachdem die Musiker*innen die Bühne verlassen hatten, fasste Mösenbichler vor den anwesenden Dirigent*innen nochmals seine musikalische Herangehensweise an die Literatur wie auch an die Probenarbeit zusammen und stand im Anschluss für persönliche Fragen zur Verfügung.
Gerade deshalb spricht vieles dafür, diese Veranstaltung auch im kommenden Jahr fortzuführen. Sie stärkt die Aus- und Weiterbildung der steirischen Dirigentenschaft, gibt den jungen Musiker*innen prägende Impulse und zeigt zugleich die enge Verbindung von Tradition und zeitgemäßer Blasmusikpflege. Eine Wiederholung dieser Form der öffentlichen Probe im nächsten Jahr wäre daher eine bedeutende Investition in die musikalische Zukunft des Landes.
Christoph Grill