Wir sind eine große Familie!

„Jeder braucht jederzeit irgendwo Geborgenheit und die finden wir bei uns daheim. Unser Haus ist nicht groß, aber immer ist was los, denn wir sind ein fröhlicher Verein. Wir sind eine große Familie, wir gehören zusammen, hier ist keiner allein. Wir sind eine große Familie und wir wollen es bleiben, das wird immer so sein.“ so ein bekanntes Lied von Peter Alexander.

 

Die Blasmusik in der Steiermark, in Österreich, ja sogar weltweit, ist eine große Familie, die die Freude am gemeinsamen Musizieren verbindet. Bei Musikreisen treffen sich oft viele unterschiedliche Nationalitäten und Sprachen. Trotzdem ist sofort eine Verbindung durch die Musik und gemeinsames Musizieren spürbar. Das unbeschreibliche gute Gefühl beim Auftritt mit seiner Musikkapelle, die Emotionen und die Gänsehaut, wenn hunderte oder vielleicht sogar tausende Blasmusiker zusammen konzertieren ist schon ein Wahnsinn. Ja es ist einfach schön ein Teil der Blasmusikfamilie zu sein.

Die klassische Familie hat viele Funktionen. Hervorzuheben ist die Erleichterung zur Sozialisation, die Formung der Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Die Familie ist sozialer Raum für Geborgenheit, Wachstum, Entwicklung und als solcher entscheidend für die Entwicklung von Kompetenzen und Handlungspotential der nachfolgenden Generation. Eine wesentliche Bedeutung hat auch Schutz und Fürsorge und die legitime Platzierung in der jeweiligen Gesellschaft. In unserer modernen Gesellschaft werden erzieherische Funktionen der Familie zum Teil auf andere gesellschaftliche Institutionen übertragen. In diesem Zusammenhang spielen unter anderen auch unsere Musikvereine eine wichtige Rolle. Kinder wachsen oft nur mit einer Bezugsperson auf. Durch die Mitwirkung im Verein werden die sozialen Kompetenzen gefördert. In Studien wird ein Zusammenhang von Musik und Intelligenz vermutet.

Die Blasmusik ist ein zeitaufwendiges Hobby. Wenn man gemeinsame Proben und Auftritte zusammenzählt, kommt man auf rund 100 Zusammenkünfte jährlich, was wiederum einen Zeitaufwand von rund eineinhalb Monaten Vollbeschäftigung im Berufsleben ohne Üben zu Hause bedeuten würde. Ein Glück, wenn die ganze Familie bei der Blasmusikkapelle ist. Man teilt gemeinsame Interessen, verbringt gemeinsam (Frei)Zeit und kann gemeinsam das beliebte „Musi spielen“ genießen. Blasmusikfamilien wissen das nicht erst seit den Coronabeschränkungen zu schätzen.

Es gibt viele berühmte Musikerfamilien, wie die Bach-Familie, die Mozart-Familie, die Strauß-Familie, die Richard Wagner-Familie aus der Klassik oder die Jacksons und die Kelly Family aus der Popmusik, um nur einige zu nennen. Auch in unseren Blasmusikvereinen gibt es unzählige Beispiele wo mehrere Generationen, ja ganze Familienclans aktiv sind.

Die Familie Hohensinner ist ein solch positives Beispiel und in der Trachtenmusikkapelle Ottendorf seit Jahrzehnten aktiv. Kennengelernt haben sich Hermann und Heidi beim Musikertreffen im Jahr 1984 in St. Johann b. H. Heidi musizierte beim Musikverein Bad Blumau mit ihrem Flügelhorn und Hermann spielte Tenorhorn in Ottendorf, wo er seit 1981 auch im Vorstand und seit 1991 als Archivar tätig ist. Bereits zwei Jahre später läuteten die Hochzeitsglocken, selbstverständlich begleitet von zwei Blasmusikkapellen. Heidi wechselte dann ihren Wohnsitz und ihren Musikverein nach Ottendorf, wo auch ein wunderschönes Haus gebaut wurde. Im heurigen Juni wurde der 35. Hochzeitstag gefeiert.

1986 erblickte Tochter Tanja und 1989 Sohn Thomas - genau am Geburtstag seiner Mama Heidi - das Licht der Welt. Musik lag den beiden praktisch von Anfang an im Blut und so begann schon im Alter von rund fünf Jahren musikalische Früherziehung mit der Blockflöte. Tanja führte der Weg, wie schon bei ihrem Onkel Dieter, weiter zur Querflöte und zum Piccolo. Thomas hatte wenig Freude mit der Blockflöte, sehr zum Leidwesen seines Lehrers und Verfassers dieser Zeilen, denn er wollte Trompeter werden. Schließlich hat er mit der Trompete sein Instrument gefunden und ist es eine Freude Tanja und Thomas auf ihren Instrumenten zuzuhören. Thomas nahm die Coronaeinschränkungen zum Anlass und gründete mit seinen Familienmitgliedern kurzerhand das Quintett „Die Breitenbach-Krainer“ um fortan zuhause gemeinsam zu musizieren und weiterhin Spaß an der Blasmusik zu haben. Wir sind gespannt, wann es den ersten Auftritt außerhalb der eigenen vier Wände gibt. Tante Sonja mit ihrem Tenorsaxophon könnte eine zusätzliche Klangfarbe einbringen.

In der Arbeitsstelle haben sich Thomas und Lisa kennengelernt. Lisa hatte vorher mit Blasmusik nicht wirklich viel am Hut, war ab nun aber als Fan bei den Auftritten der Musikkapelle stets dabei. Bereits 2016 fing Lisa als Marketenderin bei der TMK Ottendorf an. Doch das war Lisa zu wenig und sie begann Trompete zu lernen und spielt nun Seite an Seite mit Thomas. Die gemeinsame Freizeitbeschäftigung hat viele Vorteile, so Thomas. Man kann eigentlich nie zu spät von Proben oder Ausrückungen nach Hause kommen.

Für Mama Heidi war es immer ein gewaltiger Vorteil, dass sie bei den Ausrückungen als aktive Musikantin ihre Kinder stets im Blickfeld hatte. Es sind natürlich unvergessliche Augenblicke gemeinsam Teil der Konzerte der Musikkapelle zu sein. Stolz erinnern sie sich an die „Rock Symphonic Night“ mit Austropoplegende Carl Peyer, Rockband und Blasorchester. Aber auch Konzerte wie „Glaube, Hoffnung, Liebe – Die Sehnsucht nach Freiheit“ mit Schauspielerin Christine Karner, „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ mit Andreas Kiendl als Erzähler oder „Auf zu neuen Horizonten“ mit Kpm-Wechsel von Herbert Maierhofer zu Christopher Koller durften gemeinsam erlebt werden.

Zahlreiche Auftritte im Inland, wie bei der MidEurope, beim Bundesmusikfest in Wien, in Filzmoos mit Schirennläuferin Michaela Kirchgasser oder beim Antoniustag in Ottendorf mit Bischof Franz Lackner sind Teil der Familienchronik.

Zu den internationalen Highlights der Hohensinners zählen die Teilnahme am „Internationale mars-en showwedstrijeden der lage landen“ in Belgien oder die Teilnahme am „Quando La Banda Passo – World Bands Challenge“ in Modena mit dritten Platz beim internationalen Wettbewerb.

Man packe seine Koffer und reist mit seiner Familie nach China. Nichts Ungewöhnliches? Doch! Die Reise geht mit der gesamten Blasmusikfamilie der TMK Ottendorf nach Peking und Dallian zum „International Band Festival“. Unter anderen ist die Familie Hohensinner gemeinsam mit der TMK auf der Chinesischen Mauer mit Showprogramm aufgetreten. Dazu meinte Hermann nur: „Alter Fuchs!“

Als Familie Landes- und Bundessieger zu sein. Ja auch das ist möglich. 2010 beim LWB und 2011 beim BWB „Musik in Bewegung“ mit dem Musikverein. 2013 folgte als Draufgabe noch der 2. Platz beim BWB.

Bei den vielen verschiedenen Auftritten und Anlässen im Ort, im Bezirk und darüber hinaus sind die Hohensinners stets dabei. Beim Ottendorfer Musikfest „Steirisch g’feiert“ packen sie natürlich auch tatkräftig an, damit wieder Geld in die Musikvereinskasse fließt. Schließlich gehört eben auch zu einer Familie, dass man füreinander da ist und mithilft.

Auch ein zweites Hobby zieht sich durch die Familie: Das Motorradfahren. Dieses teilen wiederum mehrere im Musikverein. Im Jahr 2012 wurde das 1. Musik-Motorrad-Treffen in Ottendorf durchgeführt.

Viele Familien fahren im Urlaub ans Meer. So auch die Familie Hohensinner. Nur hier werden die Instrumente eingepackt, denn es geht zu „Brass palmas“ nach Baska auf Krk. Sonne, Strand, Meer und ganz viel Blasmusik.

So ist sie, die Familie Hohensinner.

Harald Maierhofer